Der Countdown läuft 🔢!
Die letzten zwei Wochen waren alles andere als einfach. Nach der Verletzung beim Greifenseelauf – muskuläre Probleme in der rechten Wade – konnte ich keine Laufeinheiten mehr absolvieren. Ein zaghafter Laufversuch 8 Tage später, musste ich nach 13 Minuten abbrechen. Auf meinem Trainingsplan hätten noch ein längerer, langer Lauf und die Teilnahme an der Winti-SOLA mit meinem Verein gestanden. Alles gestrichen! In der Zwischenzeit unternahm ich alles, um wieder gesund zu werden. Massage. Dry Needling. Blackroll. Elektrotherapie. Dehnen. Um meine Fitness einigermassen zu konservieren, ging ich auf das Rennrad. Mein Optimismus behielt ich immer, fast immer. Es gab auch die anderen Tage. Heute geht es mir gut. Ich fühle mich noch unsicher und verkrampfe mich zu sehr beim Laufen. Ich werde wohl die nächsten Einheiten weiterhin auf dem Laufband durchführen, weil der Komfort dort am grössten ist, sprich weicher Untergrund. Ich habe nun noch eine Woche Zeit, um die verpassten Trainingseinheiten nachzuholen nicht ☝🏻.
Die Kacke ist am Dampfen 💩. Nebst meinen Wadenproblemen gesellt sich nun noch Halsweh und Schnupfen dazu. Das heisst, dass ich nebst den therapeutischen Dingen, wie Massage, Elektroschock, Blackroll, Stretching und so weiter, auch noch Tee, Zink und andere «Wundermittel» zu mir nehmen muss. Eine perfekte Marathonvorbereitung sieht anders aus. Das Gute an der Geschichte, es bleiben mir noch 5 Tage, um mich lauffähig zu machen 🙏🏻.
Eine Dopingkontrolle wäre fatal. Zurzeit werfe ich alle möglichen Medikamente 💊 ein, welche ich im Haushalt vorfinde, um den Tag einigermassen zu überstehen. Ich bekämpfe die Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, auch bekannt als Männergrippe. Das Wadenproblem ist in den Hintergrund gerückt. Meine Ambitionen sinken stetig. Das Ziel 🏁 ist das Ziel 🏁. Morgen geht es nach Chicago 🛫.
Noch einmal schlafen 🛌🏻. Oder auch nicht! Morgen kommt der Tag X.
Ich habe meine Strategie für das Rennen bereits zig-mal gemacht und wieder verworfen. Mein Plan für morgen ist nun keinen Plan zu haben. Ich werde mal mit der Spitze loslaufen, so nach dem Motto: «Was häsch, das häsch!» Nach einem Meter werde ich dann zu meinem «IchhorcheaufmeinerechteWade»-Tempo wechseln. Wie schnell das ist? Keine Ahnung. Allenfalls kann ich das Tempo von Petra mitgehen ➡️ 4:30er-Pace. Wie lange das gut geht? Keine Ahnung. Im besten Falle bis zur Ziellinie 🏁.
Der Chicago Marathon gehört zu den World Marathon Majors, namentlich sind dies Berlin, Boston, Chicago, London, New York und Tokio. Ich möchte allesamt Finishen, um die begehrte Medaille 🏅 zu erhalten. Berlin, London und New York sind bereits auf der Habenseite. Eine zweite Reise nach Chicago würde mich echt «angurken». Es ist zeitlich und vor allem auch finanziell ein grosser Aufwand. Es muss morgen einfach funktionieren 🙏🏻!
Race Day 🥳! Endzeit: 03:11:45 😊. Ein ausführlicher Bericht folgt ✍🏻.
Der ausführliche Rennbericht erfolgt erst heute, weil wir die drittgrösste Stadt von Amerika noch eine Weile als Tourist geniessen durften.
Wie vorgängig geschrieben, war meine Ausgangslage für ein erfolgreiches Beenden des Marathons schlecht bis sehr schlecht 🦵🏻🤧.
Was ich bewusst nicht erwähnt hatte, war der Trainingsabbruch am Freitagmorgen nach 9 (!) Minuten. Und dies nicht wegen Schnupfen, Halsweh und Husten (Symptome, die mich auch noch heute verfolgen) nein, sondern wegen dem bekannten Wadenschmerz. Ich verlor kurzzeitig endgültig die Zuversicht für das Sonntagsrennen. Das Gedankenkarussell 🎠 drehte schnell, schneller am schnellsten.
Das Warm-up am Samstagmorgen am Chicago Riverwalk und Lakeside Trail, wo sich gefühlte 1'000 Läufer und Läuferinnen ebenfalls aufwärmten, gab mir dann die Hoffnung auf ein Finish zurück. Ich konnte rund 50 Minuten «tschöggerle» 👍🏻.
Sonntags ertönte der Wecker um 0400. Die Nacht war kurz und unruhig, was bei mir vor einem grossen Marathon normal ist 😉. Die Anspannung war dennoch gross. Nach einer Portion Porridge und Kaffee ging es um 05:30 Uhr zum Startgelände, welches in der Nähe des Hotels war. So schön es auch ist, bei einem grossen Städtemarathon zu starten, immerhin waren in Chicago 50'000 Teilnehmer zugegen, bringt dies auch einige Unannehmlichkeiten mit sich.
Nach einem kurzen Einlaufen, ausnahmsweise ohne Steigerungsläufe, begaben Petra und ich in den Pulk des Blocks C. Nach dem Startschuss begann sich die Menschenmenge zu bewegen. Zunächst war es nur ein langsames Gehen, dann ein lockeres Traben, bis es schliesslich kurz vor der Startlinie ins Laufen überging. Mein «Game-Plan» war mit Petra zu laufen. Sie peilte eine Zeit um 03:10:00 an. Als ich nach 15 Minuten noch keine negativen Signale von der Wade erhielt, war ich sehr erleichtert. Noch war der Weg ins Ziel lange, aber die erste Hürde war damit geschafft. Die Meilen vergingen wie im Fluge und ich war noch immer im Rennen. Wir passierten den Halbmarathon in einer Zeit von 01:35:59. Etwas langsamer als geplant, was sicher auch etwas der schlechten Platzierung beim Start geschuldet war. Wir überholten Läuferinnen und Läufer eine ums andere. Dabei mussten wir oft Umwege in Kauf nehmen und in den Kurven und engen Passagen, wie zum Beispiel beim Überholen der 03:20er- oder 03:15er-Pacemakergruppe, das Tempo drosseln. In der zweiten Hälfte des Rennens wurden aber die Überholmanöver seltener. Das 35-Kilometerschild flog an uns vorbei. Ja, ich war immer noch an der Seite von Petra, was bedeutete, dass ich immer noch im Rennen war! Jetzt wusste ich, dass ich den Marathon irgendwie beenden werde, mit oder ohne dem Wadenschmerz. Allmählich begannen meine vorderen Oberschenkel zu schmerzen. Durch die Wadenverletzung stellte ich unbewusst meinen Laufstil um. Der Wille das Ding baldmöglichst zu beenden war grösser als die Oberschenkelprobleme. Nach 03:11:45 liefen Petra und ich gemeinsam mit einem Negativsplitt, Hand in Hand 💕, glücklich über die Ziellinie. Happy Day 🥳! Wir hatten den Lauf sehr genossen.
Den Chicago Marathon können wir nur weiterempfehlen!
Für die Abbott World Marathon Majors haben wir einen neuen Stern erhalten.
4 down, 2 to go!
Der Boston Marathon ist für 2025 geplant und den letzten Stern wollen wir im 2026 in Tokio holen.
Die 14 Kilometermarke hatte ich soeben passiert. Bislang verlief alles nach Plan. Ich hatte mein Rennen gut eingeteilt.
Vor dem Start peilte ich noch eine Zeit unter 1:20 an, was einem durchschnittlichen Tempo von 3:47 entspricht. Jedoch bemerkte ich rasch, dass dies bei diesen heissen 🔥 Temperaturen nicht realistisch war. Die Kilometerzeiten waren zirka 5 – 10 Sekunden zu langsam.
Kurz vor Kilometer 15 konnte ich auf den Führenden meiner Altersklasse aufschliessen und sogleich überholen. Ab dem nächsten Verpflegungsposten 🍕 folgte wieder mein Terrain, sprich Asphalt. Auf den letzten 6 Kilometer waren keine Naturwege mehr zu absolvieren.
Der Anreisetag. Die Fahrt ins Oberengadin verlief – abgesehen von einer kleinen Routenänderung wegen eines Staus – reibungslos. Nach dem Überqueren des Julierpasses kam endgültig die Ferienstimmung auf 🏖️. Es fühlt sich jeweils fast wie ein Heimkommen an.
Nach dem Hotel Check-in ging es sogleich auf eine kurze Laufrunde im Stazerwald. Freude herrschte 🥳!
Möchtest du an einem Wochenende zwei Marathons laufen? Magst du Wettkämpfe mit familiärem Charakter, läufst gerne auf schmalen Pfaden und liebst die Schweizer Berge? Dann kann ich Dir den internationalen Gondo Marathon am Simplonpass im Wallis sehr empfehlen!
© 2023 Thomas Frieden